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Franzi’s Welt: Wann ist es genug? – Die Qual der Wahl mit dem Verlängern…

„The kids already love you and we will love you. So if you think about staying more than one year, we will be happy to keep you here!”, Worte meines Hostdads an einem Donnerstagabend im August 2014. Ich war gerade seit einer Woche bei meiner Gastfamilie und hätte dem Angebot wohl ohne weiteres zugestimmt, hätte ich mich in diesem Moment entscheiden müssen. Die Kinder waren so süß, meine Gasteltern so nett, das Haus und mein Zimmer so gemütlich, das Wetter so gut, meine Stimmung sogar noch besser. Vor meiner Abreise war eine Verlängerung meines Au Pair Jahres nie eine Option für mich gewesen. Ein Jahr würde schon lang und schwierig genug werden. Ich rechnete mit Heimweh, Schwierigkeiten mit meinen Gastkindern, Einsamkeit und generell dem schlimmsten. Und dann kam ich hier an und es schien alles so gut zu laufen: meine Gastfamilie mindestens so lieb wie während unserer Skypegespräche, so viele neue Menschen und ich voller Energie und Glück, sodass gar keine Zeit für Heimweh blieb.Zu Hause in Connecticut

Wie könnte ich so ein Leben, so viel Glück und Zufriedenheit nach einem Jahr aufgeben? Selbstverständlich würde ich verlängern, am besten eine Greencard bekommen, für immer hierbleiben. Klingt zu gut, um wahr zu sein? War es natürlich auch. Die Honeymoon-Phase, die erste Euphorie und der Blick durch die rosarote Brille am Anfang meines Auslandsjahres schlugen bei mir voll ein. Zwar kam nie ein Schockmoment, in dem ich erkannte: „Ich hab mir das alles nur eingebildet, eigentlich ist es hier total schrecklich!“, aber nach und nach verschwand der Glitzer und ich wurde etwas differenzierter. Noch immer war und bin ich der Meinung eine tolle Gastfamilie gefunden und unheimliches Glück gehabt zu haben. Aber kein Mensch, keine Familie ist perfekt. Nach den ersten Monaten kamen auch die ersten Konflikte, die ersten Enttäuschungen, Momente, in denen ich nur den Kopf schütteln konnte. Nach den ersten Monaten wurden nicht all die tollen neuen Bekanntschaften zu Freundschaften, die meisten von ihnen verliefen sich nach den ersten paar Treffen. Nach den ersten Monaten stand ich nicht mehr jeden Morgen voller Energie und Aufregung darüber, in den USA zu sein, auf, sondern dachte mir immer öfter: „Die spinnen, die Amis.“

Ich war oft glücklich, überwältigt, dankbar, fand Freunde, fühlte mich geliebt. Aber ich war auch mal traurig, unzufrieden, sehnte mich nach Deutschland und einem anderen Leben. Und traf irgendwann in dieser Zeit für mich die Entscheidung: „Ich bin froh, hier zu sein, bin gerne Au Pair, liebe meine Gastfamilie und das Reisen. Aber ein Jahr reicht.“ Studienpläne und die Vorstellung einer eigenen Wohnung motivierten mich, durchzuhalten, weiterzumachen, dranzubleiben, wenn es mal nicht so lief. Warum studiere ich also jetzt nicht, sondern sitze nach über einem Jahr immer noch in den USA, bin immer noch Au Pair?Zu Besuch in Deutschland

Es war inzwischen Februar, ich seit etwa sieben Monaten Au Pair. Die Fragen meiner Gastfamilie waren nicht mehr hypothetisch sondern wurden immer konkreter: „Hast du dich schon entschieden? Willst du gehen oder bleiben?“ Eigentlich wusste ich die Antwort ja, hatte die Entscheidung schon Monate zuvor getroffen, konnte mich allerdings nicht dazu durchringen, sie auch auszusprechen, zu teilen. Der Gedanke, im Sommer zu gehen bereitete mir Unwohlsein, Schuldgefühle und tatsächlich Alpträume. Ich freute mich plötzlich nicht mehr aufs Studium, sondern fand immer neue Reiseziele und tolle neue Freunde in den USA. Eine Freundin von den Orientations teilte ihre Verlängerungspläne mit mir; die Idee, Deutschland einmal im Sommer und über Weihnachten zu besuchen, neun Monate zu verlängern und vor Studienbeginn ein Praktikum zu machen. Das hörte sich alles so viel richtiger an, so viel passender. Und so traf ich innerhalb weniger Tage eine Entscheidung, enttäuschte Familie und Freunde in Deutschland und erfreute Gastfamilie und Freunde in den USA. Und machte vorallem mich selbst glücklich. Nachdem ich es „offiziell“ gemacht hatte, fühlte ich mich, als hätte ich nochmal gematcht. Ich hatte wieder viel mehr Energie, schmiedete Pläne, war voller Freude und Vorfreude. Honeymoon 2.0.  Reiseleben

Inzwischen ist das natürlich auch wieder vorbei. Mein Au Pair Abenteuer wird in etwa fünf Monaten enden, mir graut es vor dem Abschied, gleichzeitig freue ich mich auf das Wiedersehen. Ich lebe immer noch auf einer Gefühlsachterbahn. Schwanke innerhalb weniger Stunden zwischen purem Glück und erstickendem Heimweh. Aber so ist mein Leben hier und so wird es auch wieder in Deutschland sein, wenn ich hoffentlich mein Studium genieße und mein Zuhause, Familie und Freunde hier vermisse. Für mich war es die richtige Entscheidung, das hier auszunutzen, die Nähe zu den Kindern, neue Freundschaften zu genießen, solange ich kann, so viel zu reisen wie möglich. Hätte ich in dieser ersten Woche schon zugesagt zu verlängern, hätte ich wohl nicht selten den Kopf über diese verrückte Entscheidung geschüttelt. Aber ich hätte es auch nicht bereut.

Unter dem Tag Franzis Welt findest du alle Beiträge von Franzi, die in unserem Blog veröffentlicht werden.

Franzi beitreibt einen eigenen Blog. Schau mal rein um noch mehr aus ihrem spannenden Leben zu erfahren: https://franziefliegt.wordpress.com/